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Kolumne

Zusammen sind wir stark

Erschienen in der SonntagsZeitung vom 03.01.2021.

Fünf Neujahrsvorsätze, die jede*r schnell umsetzen kann – und die der gesamten Gesellschaft zugutekommen.

An jedem Silvester lief es bis anhin in meinem Umfeld ungefähr gleich ab: Eine Freundin nahm sich vor, mit dem Rauchen aufzuhören. Die andere wollte mehr Sport treiben. Auch dieses Jahr wird wohl der eine oder die andere aus meinem Bekanntenkreis solche individuellen Vorhaben fürs neue Jahr im Sinn haben. Das ist auch völlig in Ordnung. Auch ich nehme mir seit Jahren an Silvester vor, etwas weniger zu arbeiten. In die Realität umsetzen konnte ich mein Vorhaben – wohl wie so viele andere auch – bis anhin leider nie.

Doch scheint es mir wichtig, dass wir beginnen, bei unseren Neujahrsvorsätzen nicht nur an uns selber zu denken, sondern an die gesamte Gesellschaft. Das Corona-Jahr 2020 hat uns, wie selten zuvor, vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft die aktuellen, aber auch die zukünftigen grossen Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können: Nur wenn sich alle an die Hygienemassnahmen halten, kann eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindert werden. Doch vor allem wurde eines offensichtlich: Individualismus und Eigenverantwortung allein bringen uns nicht weiter. Wir denken noch zu wenig ans Kollektiv, an das Gemeinsame.

Mehr Fokus auf das Kollektive

Auch wenn das Pflegepersonal gemeinsam für bessere Löhne kämpft, braucht es noch mehr Unterstützung vom Rest der Gesellschaft – und damit ist nicht nur Klatschen gemeint. Auch wenn die Betriebe für Mietzinsreduktionen kämpfen, braucht es politische Mehrheiten, die eine solche Forderung auch durchsetzen können. Auch wenn eine halbe Million Frauen für echte Gleichstellung 2019 auf die Strasse ging, müssen wir 2021 weiterkämpfen.

Je grösser das Kollektiv, desto realistischer ist der Fortschritt. Darum stelle ich fünf Neujahrsvorsätze auf, die jede*r rasch umsetzen kann:

  1. Werden Sie noch heute Mitglied einer Partei, die erstens gegen eine Überlastung des Gesundheitswesens und für weniger Corona-Todesopfer kämpft und zweitens dafür sorgt, dass Menschen und KMU für ihre Ausfälle gerecht und grosszügig entschädigt werden. Spoiler: Die Farbe der Partei ist rot.
  2. Fragen Sie die Menschen in Ihrem Umfeld, die Corona-bedingt einsam sind, was Sie für sie machen können!
  3. Verhalten Sie sich so, wie es für eine globale Pandemie angemessen ist – ja, ich weiss, wir haben alle die Nase voll davon.
  4. Werden Sie noch heute Mitglied einer Gewerkschaft, damit dank der kollektiven Kraft bessere Löhne im Service public, der Gesundheitsversorgung, im Detailhandel oder in der Gastronomie durchgesetzt werden können.
  5. Und ja: Lassen Sie sich impfen.
Nur zusammen sind wir stark

Nur gemeinsam lässt sich etwas verändern – das gilt nicht nur für die Corona-Zeit. Denn der Widerstand in unserer Gesellschaft gegenüber eigentlich schlicht logischem Fortschritt ist immer wieder überraschend gross. Solange bürgerliche Parteien in Bern in der Mehrheit sind, wird das Pflegepersonal keine besseren Arbeitsbedingungen bekommen. Und solange es im Bundesrat eine FDP/SVP-Mehrheit gibt, werden die Interessen von einzelnen Superreichen höher gewichtet als diejenigen der öffentlichen Gesundheit, der Kitas, der KMU.

Doch, um dieser bürgerlichen Übermacht etwas entgegenzustellen, braucht es uns alle. Denn nur zusammen sind wir stark.

Heute ist ein guter Tag, um sich dem Fortschritt und dem Widerstand anzuschliessen – Sie werden es nicht bereuen. Alles Gute fürs neue Jahr.

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