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Kolumne

11 Gründe gegen die AHV-Revision 21

Erschienen in der Sonntagszeitung vom 25. September 2021.

Die Rechte versucht, die «Altersvorsorge 21» und mit ihr die Erhöhung des Rentenalters als alternativlos zu verkaufen. Dabei gibt es Alternativen. Gute Alternativen.

15’000 Menschen waren letzte Woche in Bern auf der Strasse gegen die Altersvorsorge 21, die nichts anderes ist als ein Rentenabbau auf Kosten der Frauen. Hier 11 Gründe, wieso man sich diesem Widerstand gegen die AHV-Revision anschliessen sollte.

  1. Der AHV geht es viel besser, als die Schwarzmaler uns weismachen. Wie der «K-Tipp» diese Woche zeigte: Die AHV machte im Krisenjahr 2020 ganze 1,94 Milliarden (!!) Franken Gewinn, was ein Vermögen von 47,16 Milliarden bedeutet. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch vor 20 Jahren. Das zeigt eben, dass wir produktiver werden – nicht nur älter.
  2. Die Medianrente von Frauen beträgt gerade mal 3000 Franken. Jede vierte Frau hat nur die AHV und keine zweite Säule. Jede zehnte Frau in der Schweiz bezieht direkt nach der Pensionierung Ergänzungsleistungen, weil sie nicht genug zum Leben hat.
  3. Das Problem für die Frauen und Wenigverdienenden liegt im BVG und nicht in der AHV.
  4. Die Kompensationen, die vorgesehen werden, decken knapp ein Drittel der Kürzungen. Denn jede einzelne Frau wird 20’000 Franken an diese Revision zahlen. Es braucht endlich Verbesserungen der Renten statt Rentenabbau. Darum Ja zur 13. AHV-Renten-Initiative.
  5. Die Erhöhung des Rentenalters für Frauen ist das Einfallstor für Rentenalter 66 und mehr für alle. Das sind keine Hirngespinste, die Freisinnigen haben die Initiative dafür schon deponiert.
  6. Es ist gesamtgesellschaftlich gelinde gesagt stupid, das Rentenalter von irgendjemandem zu erhöhen. Mit Blick auf die Ü-50-Arbeitslosigkeit oder auf die Entwicklungen im Rahmen der Digitalisierung ergibt es einfach keinen Sinn, Menschen noch länger arbeiten zu lassen. Genau darum sind wir gegen jede Rentenaltererhöhung – von Frauen und Männern, von Bauarbeitern und Malern.
  7. Eine Studie des Bundes zeigt, dass vor allem die Armen länger arbeiten. Wer es sich leisten kann, geht mit 62 in Rente. Es ist also nicht ein Rentenabbau für Frauen – sondern für arme Frauen.
  8. Apropos Lebenserwartung: Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass die Lebenserwartung vor allem zwischen Arm und Reich auseinanderklafft. Die reichsten 20 Prozent leben ganze acht Jahre länger als die ärmsten 20 Prozent. Wir können schon das Rentenalter an die Lebenserwartung knüpfen – aber dann bitte gerecht und nicht willkürlich.
  9. Frauen arbeiten auch nach der Pensionierung weiter – einfach nicht im Rahmen einer Erwerbsarbeit. Ganze 160 Millionen Arbeitsstunden leisten Grosseltern mit dem Hüten ihrer Grosskinder. Wenn das Rentenalter der Frauen erhöht wird, schliessen wir die grösste Kita der Schweiz. Wer bei der AHV Generationenkonflikt schreit, hat nicht verstanden, wie unsere Gesellschaft funktioniert.
  10. Ob wir eine AHV haben, die ihren verfassungsmässigen Auftrag erfüllt – nämlich ein Altern in Würde für alle zu ermöglichen –, ist einzig die Frage des politischen Willens. Man könnte zum Beispiel die Lohnprozente ins BVG kürzen und stattdessen in die viel effizientere und effektivere AHV einspeisen. Oder Kapitaleinkommen sozialversicherungspflichtig machen.
  11. Die Rechte versucht gerade, uns diese AHV-Revision und mit ihr die Erhöhung des Rentenalters als alternativlos zu verkaufen. Das ist eine Lüge. Es gibt immer Alternativen. Gute Alternativen. Zum Beispiel die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank für die AHV einsetzen. Denn schliesslich ist das Volksvermögen – und es ist nirgends so gut angelegt wie in der AHV.

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