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Kolumne

Eine Kampfansage

Erschienen in der Sonntagszeitung vom 10. April 2022.

Die SP wird im Moment in jeder nur erdenklichen Zeitung schlecht geschrieben. Dabei braucht es die Partei gerade jetzt dringend.

Ich wurde vor den Toren der Fabrikhallen, in denen mein Vater gearbeitet hat, politisiert. Wenn heute Journalisten schreiben, die SP sei den Schichten fern, die wir angeblich vertreten, dann tun sie das auf Papier, das wahrscheinlich auf Maschinen gedruckt wird, die mein Vater gebaut hat. Man könnte es Ironie nennen.

Ich wurde politisiert durch den Fakt, dass meine Mutter 45 Stunden die Woche gearbeitet hat für elende 3800 Franken pro Monat.

Aus der Notwendigkeit heraus, zu ändern, was mich stört, habe ich mich entschieden, einer Partei beizutreten. Ich hatte genug davon, zuzuschauen, wie andere über unser Leben bestimmten. Und die einzige Partei, die für mich infrage kam, war die Juso und die SP.

Wieso? Nun, das Mädchen, das in diesen Fabrikhallen erfahren hat, was es heisst, der Macht des Stärkeren ausgeliefert zu sein, als Hunderte Familienväter ihren Job verloren, wusste nicht, wie viele Wahlprozente die SP hatte. Aber sie wusste, dass die SP klare Werte – Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Demokratie – vertritt. Dass der Mensch im Zentrum steht und die SP die Komplexität des Zusammenspiels von unterschiedlichen, sich manchmal widersprechenden Interessen versteht und stets versucht, tragfähige Lösungen für alle und nicht nur für wenige zu finden. Und weil die SP «lieferet statt laferet».

Sitze interessieren vor allem die, die drauf sitzen.

Mietrecht, AHV, Frauenstimmrecht, Mutterschaftsversicherung, Ferien, freie Sonntage, ÖV, Abtreibungsrecht, IV, Arbeitslosenversicherung, Kinderzulagen, Energiewende, Transparenzinitiative, Überbrückungsrente, Diskriminierungsschutz, Pflegeinitiative. Das ist nur ein kleiner Teil unseres Leistungsausweises.

Wir werden im Moment in jeder nur erdenklichen Zeitung schlecht geschrieben. Man lässt sich hinreissen zu widersprüchlichen Analysen, wir seien zu links, zu rechts, zu verstaubt, zu unerfahren, zu abstrakt – oder aber zu konkret, zu kampagnenorientiert, zu wenig kommunikativ, zu grün, nicht grün genug, zu weiblich, nicht weiblich genug.

Dabei verliert man das Wesentliche aus den Augen – um es in den Worten von Genosse Jositsch zu sagen: «Sitze interessieren vor allem die, die drauf sitzen.»

Wir kämpfen, um das Leben der Menschen zu verbessern. Darum haben wir gerade eine Kita-Initiative lanciert, mit der wir uns für genügend bezahlbare Kitaplätze einsetzen. In vier Kantonen fordern wir mit einer Initiative mehr Elternzeit. Und mit der Klimafondsinitiative sorgen wir dafür, dass wir mit öffentlichen Investitionen die Schweiz fit für die Zukunft machen und uns aus der Öl- und Gas-Abhängigkeit von Oligarchen und undemokratischen Machthabern lösen. Wir setzen uns ein für gute Löhne und Renten und gegen Privilegien für die Mächtigen, darum haben wir das AHV-Referendum und das Referendum gegen die Abschaffung der Verrechnungssteuern lanciert.

Wir haben konkrete Pläne für eine nachhaltige, feministische, gerechtere, sozialere Zukunft. Die SP gibt es nicht, weil wir sie wollen – die SP gibt es, weil wir sie brauchen.

Gestern, heute, morgen.

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