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Die Anliegen der Studierenden mit Tamara Funiciello

Interview erschienen auf vss-unes.ch

Was halten Sie von Klimamassnahmen an Universitäten, wie beispielsweise eingeschränkte Freiheiten beim Fliegen?

Kann man machen – ich glaube einfach es braucht auch Alternativen! Darum gute Nachtzugverbindungen, die für alle bezahlbar sind zum Beispiel.

Wie soll Ihrer Meinung nach die Politik auf die Forderungen der Klimajugend eingehen?

Ich teile die Anliegen der Klimajungend zu 100% und bin auch Unterzeichnende der Klimacharta. Aber es braucht Nägel mit Köpfen. Es braucht soziale Massnahmen, die die Menschen mitnehmen – denn die technische Umsetzung ist schon lange bekannt – das heisst der politische Wille es Umzusetzen fehlt. Es braucht einen Systemwandel, hin zu einer Gesellschaft, die sich an den Bedürfnisse der Menschen orientiert und nicht am Profit der Wenigen.

Wie kann das Rahmenabkommen gerettet werden, um die Zusammenarbeit mit der EU im Bereich der Bildung zu gewährleisten?

Es braucht eine Nachverhandlung des Rahmenabkommens – die Schweiz braucht nicht weniger flankierende Massnahmen sondern Europa mehr.

Soll die Schweiz das nötige Geld bezahlen um Erasmus+ ab 2021 wieder beizutreten?

Ja, unbedingt.

Was halten Sie für eine angemessene Entschädigung für Praktikant*innen?

Ein dringendes Muss. Es kann nicht sein, dass man zum Teil jahrelang als billige Arbeitskraft missbraucht wird.

Was kann der Staat für günstigen Wohnraum für Studierende machen? Soll er sich überhaupt einmischen?

Unbedingt muss sich der Staat einmischen – wir brauchen mehr günstigen Wohnraum. Dafür muss die Stadt selber bauen und vermieten, das ist der einzige Garant für günstigen Wohnraum. Auch genossenschaftlichen Wohnungsbau muss gefördert werden.

Sollten Geflüchtete in der Schweiz die gleichen Zugangsmöglichkeiten zu Hochschulen haben wie Schweizer*innen?

Ja, was würde dagegen sprechen.

Sind Sie der Meinung, dass ökonomisch profitable Studiengänge wie beispielsweise Wirtschaft oder Informatik eher vom Staat gefördert werden soll als Musik oder Literaturwissenschaften?

Nein. Nur weil etwas ökonomisch profitabel ist, ist es nicht unbedingt gut für die Gesellschaft. Und vergessen wir nicht – die grosse Denker*innen der Geschichte konnten das nur tun, weil sie keinen ökonomischen Druck hatten. Stellt euch vor, was passieren würde, wenn wir das allen ermöglichen würden…

Wieso studieren weniger Frauen als Männer naturwissenschaftliche Fächer?

Es hängt mit der Sozialisierung zusammen, damit, was man sich selbst zutraut, was einem vermittelt wird, worin man gut ist. Aber bitte vergessen wir nicht: Gerade Care Arbeit, also typische Frauen Arbeit, ist für unsere Gesellschaft von eminenter Wichtigkeit – wird aber schlecht bezahlt und ist kaum anerkannt. Es kann nicht die Lösung der Lohnungleichheit alle Frauen dazu zu bringen, Bänkerinnen zu werden – wir müssen als Gesellschaft entscheiden, was wichtig ist. Und ich finde Sorgearbeit sehr wichtig.